Der Kleine Drache ...

Einmal gab es viele Drachen in der Welt. Drachen sind wie Menschen, aber nur größer, und sie haben Flügel, mit denen sie fliegen können, Die Drachen hatten viele verschiedene Farben: Rot, Weiß, Gold, Schwarz, Silber und andere Farben. Diese Drachen wohnten zusammen in eines großen Höhle.
Jeden Monat kam ein Ritter, und er kämpfte mit den Drachen. Alle größeren Drachen hatten so viel Angst vor dem Ritter, dass sie sich nicht trauten, aus ihrer Höhle zu kommen. Der Ritter hatte ein scharfes Schwert, und er war immer böse zu den Drachen.
Eines Tages kam wieder der Ritter, und er stand vor der Höhle und schrie:“ Welcher Drache kommt heraus? Wir müssen ja kämpfen!“ Die größeren Drachen zitterten, weil sie nicht herauskommen wollten. „Wir kommen diesen Monat nicht heraus!“, schrie der größte Drache, der noch von dem letzten Monat verletzt war. „ Wenn kein Drache herauskommt, komme ich hinein!“, schrie der Ritter.
Als der Ritter das sagte, hatten die Drachen noch mehr Angst. Sie wollten nicht herauskommen, aber sie wollten ihn auch nicht hereinkommen lassen. Sie zitterten, und wussten nicht, was sie tun sollten. Ein Drache, der kleinste und jüngste, wusste nicht, warum die größeren Drachen so viel Angst hatten, und er war auch neugierig. Er wollte wissen, warum dieser Ritter immer so böse war. Deswegen kroch er aus der Höhle.
Der Ritter war ganz überrascht. „Gibt es keinen größeren Drachen als dich?“
„Ja, aber sie wollten nicht kämpfen!“, sagte der kleinste Drache.
„Also denn, ich kämpfe mit dir!“, sagte der Ritter, und zog sein scharfes Schwert.
„Erst musst du ein paar Fragen beantworten.“ Das war eine noch größere Überraschung für den Ritter.
„Wieso?“
„Ich möchte wissen, warum du mit uns kämpfen willst.“
„Ach! Ich kämpfe mit den Drachen, weil sie immer so böse sind!“
„Wieso sind wir böse?“, fragte der Drache.
„Drachen können Feuer spucken“, antwortete der Ritter.
„Ja, aber nur wenn wir etwas Schlechtes gegessen haben und wir Bauchschmerzen haben.“
„Aber die Drachen essen immer unsere Kühe.“
„Nicht mehr, Fleisch verursacht uns Bauchschmerzen. Jetzt sind wir Vegetarier.“
„Aber Drachen sind immer so groß, und es gibt keinen Platz für sie in unserem Land.“
„Möchten die Menschen in Höhlen leben?“
„Nein, ich glaube nicht. Höhlen sind immer dunkel und nass. Alles ist besser in unseren Häusern.“
„Dann gibt es genug Platz, weil wir nicht in Städten und Häusern wohnen möchten. Unsere Höhle ist bequemer als die kleinen Menschenhäuser.“
„Hm, das stimmt.“ Der Ritter musste ganz schwer nachdenken, weil er keine anderen Gründe hatte, mit den Drachen zu kämpfen.. „Aber wenn ich nicht mit den Drachen kämpfe, dann habe ich keinen Beruf, und ich habe keinen anderen Weg, Geld zu verdienen.“
„Ja, das ist ein Problem“, sagte der kleinste Drache. „Gibt es noch Kriege?“
„Nein, die verschiedenen Länder haben entschieden, nett miteinander zu sein.“
„Gibt es keine Prinzessin zu retten?“, fragte der Drache.
„Nein, die Prinzessinnen sind jetzt emanzipiert, und wollen keine Hilfe haben.“ Der Ritter schüttelte den Kopf. „ Die Leute brauchen einfach keine Ritter. Ich kann nur mit den Drachen kämpfen, aber jetzt habe ich keinen Grund mehr, mit ihnen zu kämpfen.“ Der Ritter saß auf dem Boden und weinte.
Der Drache setzte sich neben den Ritter und sagte, „ Na ja, wir haben da in der tat ein großes Problem, aber es gibt sicher ein Lösung. Wir müssen sie finden. Du musst nicht weinen! Deine Rüstung wird rosten!“
„Ja, aber jetzt bin ich arbeitslos! Erst keine Kriege, dann keine Prinzessinnen zu retten, und jetzt die Drachen, die nicht streiten wollen!“, jammerte der Ritter.
„Vielleicht gibt es einen Weg.“
„Wieso?“ sagte der Ritter.
„Vielleicht können wir ja ohne Waffen kämpfen.“
„Wie kann man ohne Waffen kämpfen?“, fragte der Ritter überrascht.
„Wir können ein Spiel spielen, statt zu kämpfen.“ Antwortete der Drache.
„Was für ein Spiel denn?“, fragte gespannt der Ritter.
„Verstecken.“
„Verstecken?“
„Ja, ich verstecke mich irgendwo in der Nähe, und du suchst mich. Wenn du mich findest, hast du gewonnen!“
„Hm“, dachte der Ritter, „und ich muss keinem Drachen wehtun, aber ich kann doch gewinnen und meinen Beruf retten!“
„Genau!“, sagte der kleinste Drache. Danach spielten sie verstecken, und natürlich gewann der Ritter, weil der Drache zu groß war, um sich gut zu verstecken. Der Ritter ging zurück in seine Stadt und sagte, dass er die Drachen wieder hätte.. Die Leute freuten sich sehr, und der Ritter brauchte nicht mehr um seinen Arbeitsplatz zu fürchten.
Jeden Monat ging der Ritter zu den Drachen, und sie spielten Verstecken, und natürlich hat der Ritter immer gewonnen, und die Drachen freuten sich sehr, weil der Drachen viel lieber Verstecken spielen als kämpfen.

( .. aus das Drachenbuch von Ditte und Giovanni Bandini )